Schaffen wir im nächsten Frühling viele bienenfreundliche Gärten und Blühstreifen in unserer Stadt!
Ökologische Verantwortung sollten wir nicht allein an Politik und Umweltverbände delegieren! Auch wir haben Gestaltungsmacht auf „unseren eigenen Feldern“ für ein Mehr an umwelt-, klima- und tiergerechter Lebensqualität. In unseren privaten Gärten, auf unseren Terrassen, Balkonen, auf heimatlichen Wiesen und Äckern.
Wenn ich durch Viertel meiner Stadt spaziere, fällt mir auf, dass immer mehr Gärten veröden, wenn sie nicht schon durch Anbau, Grundstücksteilung oder Garagen nahezu verschwunden sind. Aus Gründen der Pflegeleichtigkeit verwandeln sich noch vorhandene Gartengrundstücke hier und da zu beinahe lebensfeindlichen Kleinwüsten.
Den Boden bedeckende Kiesflächen, komplett sterile Trimmrasen-Anlagen ohne eine einzige Blüte, nach wie vor viel Beton, große Ziersteine, immergrüne Hecken, vielleicht einmal leuchtende Kübelblumen von zweifelhaftem Öko-Wert. Hier und da hat sich auch ästhetischer Minimalismus durchgesetzt: Zur Schau gestelltes, oft teures Solitär-Gewächs sieht vielleicht „stylish“ aus, ist aber für Lebewesen wie für Bienen, Schmetterlinge, Vögel und anderen Kleintiere kein Nahrungs- und Lebensraum, sondern Todeszone! Statt auf zwitschernde, schwirrende und summende Tiere treffe ich vor den Gärten vermehrt auf leblose Herden von Lämmern, Ziegen, Eseln usw. und Krähen aus Gips und anderen künstlichen Werkstoffen. Zur Weihnachtszeit gesellen sich überdimensionierte blinkende Rentierschlitten, Hoho-rufenden Nikoläuse und leuchtende Plastikengel dazu – Kitsch oder nicht, auf jeden Fall kein Wohlfühl-Raum für die lebendigen Mitgeschöpfe unserer Heimat.
Wir alle haben vom dramatischen Bienen- und Artensterben gehört. Imker und Naturschutzverbände klagen über den Verlust von 76% Fluginsekten-Arten gegenüber 1989. So auch über den 50%igen Verlust von Bienenvölkern, die ja 80 % unserer Nahrungspflanzen fleißig bestäuben und Nahrungsquelle auch für Vögel sind. Wissenschaftler machen dafür u.a. unseren Lebensmittelkonsum und die unter Ertragsdruck geratene industrielle Landwirtschaft (Pestizide, Gülle, Kunstdünger, Monokulturen)sowie die fortschreitende Verbauung naturnaher Flächen verantwortlich. Viele Leser haben in dem Bestseller „Geschichte der Bienen“ von China gelesen, wo Hilfsarbeiter Obstbäume künstlich bestäuben müssen, weil Bienen und andere bestäubende Sechsbeiner aussterben. Eine wirklich grausige Vorstellung!
Damit der Frühling nicht auch bei uns verstummt, können wir in unserem Wohnumfeld gegensteuern. Wir können mit wenigen Maßnahmen und Einkäufen unsere Gärten und Außenanlagen zu einem blühenden, bienen-, insekten- und kleintierfreundlichen Ort verwandeln, indem wir durch gezielte Auswahl an Pflanzen ganzjährig Nahrungsangebot, Nistmöglichkeiten und Winterquartiere schaffen. Auch wenn wir keine Zeit für Gartenarbeit haben: Auch auf kleinsten Raum (Kästen, Kübel) gedeihen pflegeleichte Blumen, Kräuter, Büsche und Bäume, die als Bienenweiden von Bedeutung sind. Viele Anregungen für bienen- und artenreiche Blühinseln sowie für Mitmachaktionen erhält man im Web, zum Beispiel unter:
www.bund.net/mitmachen/Bienenretter
www.bund.net/a-place-to-bee
www.nabu.de/umwelt und ressourcen
www.hausinfo.de/home/garten
Ein Beitrag von Jutta Stern, Grüne Groß-Gerau
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